Germanen zur Römischen Kaiserzeit

Germanen in der Niederlausitz

Aufgrund der Verbreitung von kaiserzeitlichen Befunden und Funden ist im Gebiet zwischen Elbe und Oder von einer dichten Besiedlung durch germanische Stammesverbände auszugehen. Zwar gerät dieser Siedlungsraum so gut wie gar nicht in das Gesichtsfeld antiker Autoren, jedoch helfen auch diese spärlichen Informationen um einige Stammesnamen und deren Stammesgebiete zu rekonstruieren. So siedelten die Semnonen, ein elbgermanischer Stamm, im Bereich des Elb-Habel (Havel) Gebietes. In der östlich daran anschließenden Niederlausitz befindet sich das Stammesgebietes der Burgunden. Der Stamm siedelte mit Schwerpunkt im schlesischen Bereich und Teile siedelten das Gebiet der Lausitzer Neiße auf.

Wie lebten die Germanen?

Die germanischen Siedler lebten in der Niederlausitz seit dem 1. Jahrhundert nach Christus in einer bäuerlich geprägten Kultur. Die Menschen wohnten in kleinen Siedlungen in zwei- oder dreischiffigen Wohnstallgebäuden, betrieben Landwirtschaft und Viehzucht und stellten alles Lebensnotwendige grundsätzlich selbst vor Ort her. Man war gewissermaßen autark, hatte jedoch auch Handels- oder kriegerische Beziehungen ins römische Reich, wie zum Beispiel Funde aus Briesnig, Jänschwalde, Cottbus, Kahren, Deulowitz, Guben, Golßen usw. belegen.

Keramische Haushaltsgegenstände wie Gefäße, Krüge, Schüsseln, Kümpfe und Becher wurden für den Hausgebrauch selbst hergestellt. Das handwerkliche Geschick der germanischen Handwerker war ausgeprägt und hervorragend entwickelt wie zum Beispiel die Holz-, Eisen- und Edelmetallverarbeitung mannigfaltig beweisen. Es wurde Holzteer und Kalk produziert, Knochen und Geweihteile zu Kämmen, Nadeln und anderem Gerät verarbeitet.

Trotz der unruhigen und kriegerischen Zeiten erfasste die ökonomische Entwicklung nicht nur die herausgehobenen Stammeseliten, wie der Goldfund von Cottbus zeigt, sondern auch die ländliche Bevölkerung.

Die Kunst der Eisenverhüttung und Gewinnung aus dem einheimischen Raseneisen war weit verbreitet. So belegen Funde in den Siedlungsplätzen, dass grundsätzlich Eisenverhüttung erfolgte. Es gab aber auch regelrechte Verhüttungszentren, wie zum Beispiel Wolkenberg und Zelz in der Niederlausitz.

Kleidung und Bewaffnung des germanischen Kriegers

A. Bekleidung

Die Bekleidung des Germanenkriegers bestand im Wesentlichen aus einer langen oder auch kurzen Hose. Zur kurzen Hose trug man in der Regel wollene Wickelgamaschen. Hosenfunde stammen in Deutschland aus den Mooren bei Thorsberg, Marx-Etzel und Damendorf.

Als Oberbekleidung trug der germanische Mann einen langärmligen Hemdkittel, (Entweder nur Kittel oder evtl. kittelartiges Gewand) der in der Länge maximal bis zur Mitte des Oberschenkels reichte. Der Hemdkittel war entweder ärmellos oder er verfügte über enganliegende Ärmel. Die germanischen Männer liebten es Farbenfroh wie die Moorfunde zeigen. So kamen die Farben gelb, braun, rot, blau und grün vor.

Die Oberbekleidung wurde durch das Anlegen eines zum Teil reich verzierten und geschmückten Gürtels abgerundet. Als Fußbekleidung trugen die Germanen knöchelhohe Lederschuhe aus gegerbten Rinderleder, die in der Regel aus einem Stück Leder, geschnitten waren. Die Schuhe unterschieden sich zwischen geschlossenen und offenen Schuhen, bei denen das Oberleder eingeschnitten oder durchbrochen war. Zudem waren die Schuhe zum Teil durch Kerbschnitzereien kunstvoll verziert.

B. Bewaffnung

a) Lanze

Die Primärwaffe des germanischen Krieges war die Lanze, die sowohl als reine Stoßwaffe Verwendung fand und später als Mehrzweckwaffe eingesetzt wurde, indem sie zum Stoß und Wurf verwendet wurde.

b). Speer

Neben der Lanze kam auch der Speer bei den germanischen Kriegern zum Einsatz. So berichtet unter anderem der römische Schriftsteller Tacitus: „…Nur wenige haben ein Schwert oder eine größere Lanze. Sie tragen Speere oder, wie sie selbst sagen, Framen, mit schmaler und kurzer Eisenspitze, die jedoch so scharf und handlich ist, dass sie dieselbe Waffe je nach Bedarf für den Nah- oder Fernkampf verwenden können. Selbst der Reiter begnügt sich mit Schild und Frame; die Fußsoldaten werfen auch kleine Spieße, jeder mehrere, und sie schleudern sie ungeheuer weit…“.

c). Streitaxt

Neben Lanze und Wurfspeeren führte der germanische Krieger eine Streitaxt und ein Messer mit sich. Die typische Axtform war die sogenannte Schaftlochaxt. Sie zeichnete sich durch eine schmale Klinge (Schneidenbreite zwischen 3,9 cm und 7,4 cm) und einen langen Axtstiel aus. Diese leichten Streitäxte wurden im Kampf mit einer Hand geführt. Durch ihr geringes Gewicht ließen sich die Äxte sehr gut handhaben und hatten aufgrund der Hebelwirkung des langen Axtstiels eine beachtliche Durchschlagskraft.

d). Messer

Beim Messer herrscht unter den Fachleuten eine gewisse Uneinigkeit. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Klingenlängen von 7 cm bis 30 cm geht man davon aus, dass es sich eher um Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs handelt. Obwohl sich die größeren Exemplare durchaus für den Nahkampf eignen. Wahrscheinlich gehörte das Messer grundsätzlich zur Ausstattung des Germanenkriegers.

e). Schild

Als Schutzwaffe diente dem Krieger der Schild. Zusammen mit der Lanze und der Axt gehörte er zur Grundausstattung des Germanen. Der germanische Schild bestand aus einem mit (aus) mehreren Holzbrettern zusammengefügten Holzkorpus, der vermutlich eine Bespannung zur Stabilität besaß. Diese könnte aus Leder, Rohhaut oder aufgeleimten Därmen gefertigt worden sein. Experimente haben belegt, dass ein einfacher, nur aus Holzplanken gefertigter Schild, bereits durch Beschuss mittels Pfeil und Bogen stark beschädigt werden kann und bricht. Um diesem vorzubeugen, macht eine entsprechende Bespannung Sinn. Er besaß einen Schildrandbeschlag und einen Schildbuckel. Der Rundschild war die Standardform bei den Germanen. Die Schilddurchmesser variierten zwischen 80 cm und 110 cm, was sich anhand der Funde von Illerup Adal und Thorsberg belegen lässt.

f). Schwert

Das Schwert diente dem Krieger nicht nur als Waffe, sondern verlieh seinem Träger als Prestigeobjekt auch ein gewisses Ansehen. Ein Schwert stellte überdies einen materiellen Besitz von erheblichem Wert für seinen Besitzer dar. Nach bisherigem Forschungsstand geht man davon aus, dass nur ein geringer Teil der germanischen Krieger mit Schwertern bewaffnet waren. Diese These wird auch durch das bisherige Fundaufkommen in Brandenburg gestützt. So wurden im gesamten Land Brandenburg bisher nur sieben zweischneidige Schwerter gefunden. Im Gegensatz dazu eine Vielzahl an Äxten, Lanzen und Speeren.

Fund eines originalen zweischneidigen germanischen Schwertes aus dem 1. Jhd. n. Chr. und dazu eine getreue Nachbildung, zu sehen im Museum Oberdorla (Vogtei)
Videoaufnahmen vom Sommerfest 2023 in der Germanischen Siedlung Klein-Köris

Von Christoph Malcherowitz

Christoph ist Vorsitzender des Historischen Vereins zu Peitz e.V. Ohne ihn gäbe es den Verein nicht. Er hat sich über die Jahrzehnte unermüdlicher Vereinsarbeit hohes und vielfältiges Wissen angeeignet.