Wachtmeister der Staatlichen Schutzpolizei im Freistaat Preußen

Der Zusammenbruch der Alten Ordnung

Mit dem Ende des Großen Krieges , der Novemberrevolution von 1918 und dem folgenden Zerfall der Monarchie, brach im Königreich Preußen auch das bestehende Polizeisystem zusammen. Die Alte Armee, welche seit jeher den Rückhalt der königlichen Polizeibehörden gebildet hatte, kehrte geschlagen und teilweise in Unordnung von der Front zurück. Die in der Heimat stationierten Ersatztruppenteile meuterten und schlossen sich mit Revolutionären zu Arbeiter- und Soldatenräten zusammen, welche auf lokaler Ebene die Regierung übernahmen.

Die durch Einberufung und freiwillige Meldungen zum Kriegsdienst personmalmäßig unterbesetzten Einheiten von königlicher Schutzmannschaft, Polizeiverwaltung, Landgendarmerie und kommunaler Exekutivpolizei, hatten diesem politischen Sturm nichts entgegenzusetzen.

An ihre Stelle traten zur Gewährleistung von öffentlicher Sicherheit und Ordnung intakte Frontruppen, Freikorps, Bürger- und Einwohnerwehren sowie weitere Freiwilligenverbände der Obersten Heeresleitung, der Preußischen Regierung und der Arbeiter- und Soldatenräte. Diese Verbände, welche teilweise völlig unterschiedlichen politischen Strömungen nahestanden, existierten nebeneinander, überschnitten sich in ihren Zuständigkeiten oder kämpften aktiv gegeneinander.

Die Gründung der Schutzpolizei

Im Frühjahr 1919 wurde im nun benannten Freistaat Preußen der Aufbau einer neuen schlagkräftigen Polizeitruppe beschlossen, der „Sicherheitspolizei“. Diese war kaserniert, militärisch ausgebildet sowie ausgerüstet und sollte in der Lage sein, ohne Eingreifen der Armee Unruhen zu bewältigen und Aufstände niederzuschlagen.

Aufgrund ihrer gezeigten politischen Unzuverlässigkeit im Kapp-Lüttwitz-Putsch im Frühjar 1920, ihr Personal rekrutierte sich hauptsächlich aus Freikorps, und weil die Siegermächte der Entene in ihr den Versuch des Aufbaus einer Schattenarmee sahen, wurde sie Mitte 1920 mit den Überresten der königlichen Schutzmannschaften, jetzt „Ordnungspolizei“, zur neuen „Schutzpolizei“ zusammengelegt. Damit einher gingen zahlreiche Entlassungen politisch unzuverlässiger Beamter.

Die Schutzpolizei war fortan zum einen im Einzel- und Revierdienst und zum anderen in geschlossenen Verbänden für Großlagen organisiert. Zu ihren Hauptaufgaben gehörte die Sicherung der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung, konkret dabei auch der Kampf auf der Straße gegen die organisierte Kriminalität sowie gegen die politischen Extreme.

Uniformierung und Ausrüstung des Schutzpolizisten

A. Bekleidung

a) Rockbluse

Der hier zusehende Wachtmeister der staatlichen preußischen Schutzpolizei trägt die die Rockbluse im Modell 1928 im Dienstanzug für den Einzel- und Revierdienst um 1928. Diese war ursprünglich 1923 mit verdeckter Knopfleiste eingeführte worden. Am 1928 kamen vorn acht Knöpfe aus Nickel und grüne Paspelierung an den Vorstücken, dem Kragen und den Ärmelaufschlägen dazu.

Des Weiteren hat die Rockbluse zwei aufgesetzte Brusttaschen, zwei schräg eingesetzte Schoßtaschen und über dem Rockschoß zwei Koppelhaken.

Die Uniform besteht aus dunkelblaumeliertem wollenen Grundtuch, der Schnitt ist für alle Dienstgrade gleich, lediglich die Abzeichen unterscheiden sich.

Auf dem Kragen der Rockbluse werden zwei Kragenspiegel für Wachtmeister der preußischen Schutzpolizei Modell 1928 getragen.

Des Weiteren trägt der Beamte Schulterstücke für Wachtmeister unter vier Dienstjahren.

Zum besseren Schutz vor Witterung konnte über die Rockbluse auch der Uniformmantel oder der Umhang getragen werden.

Unter der Bluse wird ein Hemd und um den Hals eine schwarze Kragenbinde zum Einknöpfen getragen. Für Letztere gab es um 1928 einen Trageversuch, üblich waren normalerweise Kragenbinden in der „Lätzchenform“ des Ersten Weltkrieges.

b) Tschako

Auf dem Kopf wird die ikonische Kopfbedeckung der deutschen Polizei Mitte des 20. Jahrhunderts getragen, der Tschako. Die ersten ledernen Tschakos der Sicherheitspolizei und der frühen Schutzpolizei stammten wie der Vorschlag zur Einführung von der Jägertruppe der Alten Armeen.

Ab 1928 wurde das oben gezeigte Modell aus Vulkanfieber, einem Kunststoff, eingeführt, welches die Herstellung vergüstigte und den Tschako um ein Drittel leichter machte. Charakteristisch für dieses Modell sind die beiden vergitterten Lüftungslöcher pro Seite.

Vorn befindet sich die Tschakosonne, auch Tschakostern genannt, welche auf den von den Gardetruppen der königlich preußischen Armee getragenen Gardestern zurückgeht. In der Mitte befindet sich das Medaillon mit dem preußischen Adler, hier noch in der 1919 eingeführten Version für die Sicherheitspolizei.

Über dem Tschakostern wird die schwarz-silberne preußische Nationale getragen.

c) Schirmmütze

Die Schirmmütze besteht aus blaumeliertem Manteltuch und ist mit grünem Abzeichentuch besetzt. Ihre Form entspricht den Schirmützen der Offiziere der Alten Armeen. Auf dem Besatzstreifen wird die preußische Kokarde getragen. Sie wurde u. a. zum kleinen Dienstanzug für den Innendienst getragen.

c) Gamaschen und Schuhe

Als Hose wird eine schwarze Stiefelhose aus Wollstoff getragen. Dazu trägt der Schutzpolizist schwarze Ledergamaschen. Diese werden unten am Fußgelenk mit einem Steckverschluss geschlossen und oben an der Wade mit einer angenähten Lasche durch eine metallene Öse geführt und mit einer Dornenschnalle geschlossen.

Als Schuhe sind laut Vorschrift schwarze Schnürschuhe vorgesehen. Vor allem Anfang der 1920er Jahre kamen wie hier Modelle aus dem Ersten Weltkrieg zum Einsatz, mit genagelter Sohle. Diese wurden im Laufe der Zeit auch durch Modelle mit reiner Leder- oder gar Gummisohle abgelöst, welche sich vor allem bei der Schutzpolizei in den Städten für Straßen und Wege im Stadtgebiet besser eigneten.

B. Ausrüstung

Die Bekleidungsvorschrift von 1923/28 spricht bezüglich der Farbe des Lederzeugs von „ungeschwärzt“, die Vorschrift von 1932 von „geschwärzt“. Die Frage, wann genau oder ob dieser Wechsel allmählich vonstatten ging, ist Teil der gegenwärtigen Recherchen. Zum Entstehungszeitpunkt der hier gezeigten Bilder stand lediglich schwarzes Lederzeug zur Verfügung. Eine ggf. Anpassung in Zukunft ist geplant.

a) Kastenschloss

Als wichtigstes Lederzeug trägt der Schutzpolizist einen Leibriemen, welcher von einem silbernen Kastenschloss für die preußische Schutzpolizei zusammengehalten wird. Diese wurde zwischen 1923 und 24 eingeführt.

b) Schulterriemen

Über die rechte Schulter wird ein Schulterriemen getragen, welcher den Leibriemen nach vorn hin hält. Auf der Rückseite wird der Leibriemen durch die Koppelhaken der Rockbluse gehalten.

c) weitere Ausrüstung

Als weitere Ausrüstung trägt der Schutzpolizist eine sogenannte Handfessel, auch als Führungs- oder Knebelkette bezeichnet. Sie wird zum Abführen von Personen verwendet. Mit ihr konnte ein Handgelenk umwickelt und durch Verdrehen fixiert werden, idealerweise hinter dem Rücken. Durch weiteres Verdrehen kann Schmerz erzeugt werden, welcher die betreffende Person gefügig machen soll. Auf kurze Distanz kann sie an einem Ende gehalten auch zur Selbstverteidigung verwendet werden.

In der rechten Brusttasche führt der Beamte eine Signalpfeife mit sich. Sie diente nicht nur als Signalmittel, um die Aufmerksamkeit des Bürgers auf sich zu ziehen, sondern auch um nahegelegene Kollegen zur Unterstützung heranzurufen.

Polizeibeamte trugen auch immer Verbandspäckchen mit sich.

Sonst gehörten zur persönlichen nicht standardisierten Ausstattung beispielsweise ein dienstlich geliefertes Notizbuch, eine Taschenlampe und wenn z. B. eine Kartentasche mitgeführt wird, einen Stadtplan oder eine Landkarte.

C. Bewaffnung

a) Seitengewehr

Auf der linken Seite trägt der Schutzpolizist ein Seitengewehr, in diesem Fall das Seitengewehr 98/05 mit dazugehörigen Bajonettschuh. Dieses stammte aus Beständen der Alten Armeen. Seitengewehre dienten bei der Schutzpolizei im Einzel- und Revierdienst lediglich als Statussymbol. Die Schiene am Griff wurde so bearbeitet, dass dieses nicht mehr auf ein Gewehr aufgepflanzt werden konnte.

Zum Seitengewehr wird ebenfalls als Statussymbol ein Portepee für Wachtmeister getragen. Portepees waren bei den Alten Armeen höheren Unteroffizieren und Offizieren vorbehalten.

b) Gummiknüppel

Des Weiteren wurde vor dem Seitengewehr ein Gummiknüppel getragen. Dieser wurde 1924 zum Einsatz auf der Straße eingeführt. Er verursachte weniger schwere Verletzungen als bspw. die Säbel der früheren königlichen Schutzmannschaft und sollte somit die Auswirkungen der polizeilichen Gewaltanwendungen reduzieren.
Getragen wurde der Gummiknüppel an einer Aufschiebeschlaufe mit silbernem Karabinerhaken.

c) Pistole

Als verbleibende Bewaffnung und äußerstes Eingriffsmittel trägt der Schutzpolizist eine Pistole 08 im dazugehörigen Holster. Beides stammt ebenso aus Beständen der Alten Armeen. Das gezeigte Holster verfügt noch über einen Rollverschluss, wie er bei den Holstern der Alten Armeen verwendet wurde. Im Laufe der 1920er Jahre kam auch eine Polizeiausführung des Holsters mit Knopfniete in den Dienst, welche ein schnelleres Ziehen der Waffe ermöglichte.

Weitere Informationen zur Deutschen Polizei in den 1920er Jahren finden Sie auf den Facebook– und Instagram-Seiten der befreundeten „Interessengemeinschaft Polizei in der Weimarer Republik „.

Von Alexander Schötz

Alex kümmert sich mit Leidenschaft um Fotos, das Einpflegen neuer Inhalte und Historische Darstellungen.